Die acht Tage, die ich diesmal zur Regeneration nach Lundo gekommen bin, waren eine echte Herausforderung. Zum Einen fühlte es sich für mich so an, als ob ich täglich einen Spagat zwischem Altem und Neuem machen würde, wobei ich das Alte hinter mir lassen wollte und im Neuen aber noch nicht stabil gegründet bin. – Seit ich zu Hause bin und dadurch Abstand zu den Erlebnissen gewonnen habe, sehe ich mein zwischenmenschliches Verhalten objektiver und erkenne, wieviel Bewertung in meinem Alltag stattfindet und wie dies mich einschränkt und sogar blockiert.
Zum Anderen war ich noch nie so lange an einem Stück bei der Sache, also über eine Woche konzentriert bei den Übungen und dem inhaltichen Arbeiten. Obwohl meine Ausdauer, als ich ankam, enorm minimierrt war und es sich oft mühsam anfühlte, begann ich einen großen Wert in der Aktivität und dem Neuen zu sehen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir alte Gewohneheiten und Verhaltensmuster sowie der Automatismus ständiger Bewertungen, sowohl mir selbst gegenüber als auch anderen gegenüber klar gespiegelt wurden, was einerseits befreiend, andererseits auch erschreckend ist, weil es mir zeigt, wie tief diese Muster verankert sind.
Im Neuen, in den Inhalten, in dem, was sich während meines Aufenthaltes in Lundo eröffnet hat, bin ich noch nicht sicher. Im Alltag und den vertrauten Strukturen zu Hause fällt es mir schwer, dieses neue Bewusstsein zu halten. Oft fühle ich mich unzufrieden, weil das Alte so stark wirkt und das Neue keinen festen Platz hat.
Ich erinnere mich an die Worte der Therapeutin, die sagte, kleine Schritte zu gehen und mir erreichbare Ziele zu setzen, an denen ich dran bleiben kann. Das übt mich ein bißchen in Geduld; dennoch fühlt es sich einsam an – als müsste ich alleine gegen so viele innere Widerstände kämpfen. Manchmal stelle ich sogar alles in Frage und merke aber dann unmittelbar, dass ein Umkehren gar nich mehr möglich ist und ein Weitergehen wie etwas ganz Großes erscheint. In diesen Augenblicken sehne ich mich in die Sonnenoase, wo alles stimmiger dünkt und bei Fragen, Anliegen und Zweifeln stets wohlwollende Begleitung zur Seite steht. So habe ich für das nächste Monat wieder ein paar Tage eingeplant, nach Lundo zu reisen und beschlossen, in größerer Regelmäßigkeit zu kommen.
Den Therapeuten möchte ich noch danken für die Begleitung in den Regenerationstagen und darüber hinaus. Es ist wertvoll, Bezugspunkte bzw. -menschen zu kennen, die Bewusstseinsentwicklung und Prozesse des Wandels unterstützen.
Karin (58 Jahre)
